Die Flucht nach vorne“ beschreibt autobiografisch das Leben einer jungen Frau zu Zeiten des Dritten Reichs.
Die Autorin Ruth Michel (geborene Rosenstock) hat bereits während ihrer Kindheit lernen müssen, was es bedeutet, zu überleben. Im Jahre 1941 fielen die Nazis in ihrem Zuhause in Mikuliczyn (Polen) ein und ihr jüdischer Vater wurde ermordet.
Da sie durch ihren Besuch an der Volksschule die Sprache des Landes gut beherrschte, oblag es von nun an Frau Michel, die Verantwortung für ihre Familie zu übernehmen und mit - wie sie auch selbst berichtet - „unfassbar viel Glück“ und dank vieler kluger Entscheidungen gelang ihr schlussendlich nach Kriegsende die Flucht nach Frankfurt am Main.
Die Wirtschaftsschule des ersten Jahres der Robert-Franck-Schule in Ludwigsburg hatte die große Ehre, Frau Michel am 16.7.2024 zu Besuch haben zu dürfen. Organisiert wurde die Veranstaltung von Frau Tuzcu und Frau Rösner, beides Ethiklehrkräfte der Klassenstufen.
Zwei Stunden lang berichtet Frau Michel von ihrer schweren Zeit unter den Nazis, ihren insgesamt drei Fluchtversuchen und erklärt den insgesamt 50 gebannt lauschenden Schüler:innen und Lehrkräften, wie schrecklich das Leben damals für jüdische Menschen gewesen ist.
Im Anschluss an ihren Vortrag haben die Schüler:innen die Möglichkeit erhalten, Frau Michel Fragen zu stellen. Diese Fragen waren ganz unterschiedlicher Natur: „Wie war es für Sie als Frau in der damaligen Zeit?“, „Wieso wollten Sie ausgerechnet nach Deutschland fliehen?“ oder auch „Wie haben Sie die Flucht finanzieren können?“
Man spürte deutlich, dass den Zuhörer:innen viele Fragen auf den Nägeln brannten und es für sie ein besonderes Erlebnis gewesen ist, einer Zeitzeugin diese Fragen stellen zu dürfen.
Es gab viele Momente, in denen man unendlich betroffen den Worten Frau Michels zuhörte und auch Gänsehaut bekam.
Es waren bewegende Worte und hoffentlich Worte, die in jedem/r von uns ein Gefühl der Demut gegenüber unseres Wohlstandes, der Dankbarkeit für unsere Freiheiten und vor allem ein Gefühl der Achtung für unsere Menschenwürde geweckt oder erneuert haben. Wieder einmal wurde einem/r jedem/r von uns klar, wie unfassbar wichtig demokratische Werte in unserer Gesellschaft sind und dass es gilt, diese zu jeder Zeit zu verteidigen.
Wir danken Frau Michel dafür und für ihre wertvolle Zeit, die sie sich für unsere Klassen extra genommen hat. Wir wünschen ihr weiterhin alles Gute und schätzen ihren Besuch sehr.