„Vorhang auf!“ – Lehrerkollegium der Robert-Franck-Schule schnuppert Bühnenluft

Tobias Rapp (zweiter von rechts) beim Theaterworkshop mit dem Lehrerkollegium

Wenn Deutschlehrer plötzlich Samurai-Schwertkämpfe imitieren und Wirtschaftskolleginnen in einem imaginären Freibad zur „Spannerin hinter dem Zaun“ werden, dann kann das nur eines bedeuten: Die Lehrkräfte der Robert-Franck-Schule waren unterwegs – diesmal nicht in Richtung Klassenzimmer, sondern Bühne.

Am 15.10.2025 begab sich das Kollegium im Rahmen der Schulkooperation mit dem Staatstheater Stuttgart auf einen besonderen Lehrerausflug, um die „Suggestivkraft des Theaters“ hautnah zu erleben. Organisiert wurde der Tag von Mathematik- und Geographielehrer Fabio Lenz, dem an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön gilt – für Planung, Geduld und vermutlich auch den ein oder anderen skeptischen Kommentar bezüglich des Ausflugsprogramms.

Der Ausflug war zweiteilig aufgebaut: Zunächst stand ein Theaterworkshop mit den beiden Theaterpädagogen Katharina Naumann zu Königsbruck und Tobias Rapp auf dem Programm, die es verstanden, sofort eine angenehme, fast schon ensembleartige Atmosphäre zu schaffen. Auf der kleinen, kaum noch genutzten Probebühne traf zunächst eine eher zurückhaltende Lehrerschaft ein. Tobi kannte das schon: „Ziel ist es, Theater-Basics zu vermitteln und die Berührungsängste durch kreative Zugänge zu nehmen.“ Gesagt, getan – und schon wurde geatmet, gestreckt und gelacht.

Die Aufwärmübungen trainierten Stimme und Präsenz, und wer sich noch fragte, was das mit Unterricht zu tun haben soll, fand spätestens beim Samurai-Schwert-Kampf eine neue Definition von Körperspannung. Danach ging es weiter auf eine imaginäre Eisscholle, die langsam zu sinken drohte – ein Setting, in dem von der Weltfrieden-Verkündung durch Donald Trump bis zum letzten Tag des Cannstatter Wasens alles Platz fand. Musikalische Elemente sorgten für Rhythmusgefühl (niemand musste tanzen – versprochen!) und in den abschließenden Standbilder-Szenen verwandelte sich die Bühne in alles Mögliche: vom Standesamt übers Freibad bis hin zum Bahnhof.

Nach so viel Bühnenluft folgte der zweite Teil: eine Führung durch die Werkstätten des Staatstheaters. Hier zeigte sich das Theater als gesellschaftlicher Begegnungsort – ein Forum, das seit 25 Jahren auf Theaterpädagogik als Türöffner setzt. Kulturelle Bildung liegt auch dem Intendanten besonders am Herzen, weshalb Schulkooperationen eine zentrale Rolle spielen. Die RFS gehört damit zu rund 100 Partnerschulen, die vom umfangreichen Programm profitieren. Auch als Ausbildungsstätte kann sich das größte Dreispartenhaus der Welt sehen lassen: Insgesamt 16 verschiedene Berufe können erlernt werden.

Bei der Führung bot sich ein faszinierender Blick hinter die Kulissen: Im Malsaal entstehen fantastische Kulissen, zuletzt sogar eine täuschend echte Marsoberfläche. Der Kostümfundus und die Requisite erinnerten an den „Raum der Wünsche“ aus Harry Potter, dessen Höhepunkt zweifellos eine riesige Diskokugel in Form eines Totenkopfes war. In der Maske wiederum werden Echthaarperücken hergestellt und Kunstblut gebraut. Dieses wird im Blutkühlschrank nach verschiedenen Qualitäten sortiert gelagert – passend für jegliche Bühnen-Massaker.

Tobi erzählte, dass er durch die Schule zum Theater gekommen sei und heute deshalb beim Staatstheater arbeite, weil sich das Haus bewusst für den Kontakt zu Menschen geöffnet habe. Theater könne an Schulen viel bewegen, so Tobi: Es fördere Kreativität, Transformationsfähigkeit und die Fähigkeit, sich eine positive Zukunft vorzustellen – echte Future Skills, die heute wichtiger sind denn je.

Nach so viel Inspiration klang der Tag gesellig im Schönbuch-Brauhaus aus – ganz ohne Bühnennebel, aber mit bester Stimmung. Fazit: Tobi und Katharina haben ihr Ziel erreicht – die Berührungsängste sind verschwunden, die Begeisterung ist geblieben.