Familienrezepte werden herausgesucht, Datteln liebevoll in Tütchen verpackt, Gedanken zur Fastenzeit ausgetauscht – die Vorfreude auf das „Fest der Vielfalt“ ist in der Schulgemeinschaft der Robert-Franck-Schule schon im Voraus spürbar.
In Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Spaltung lädt die SMV am 20. März 2025 zum zweiten Mal zum gemeinsamen Fastenbrechen und interkulturellen Dialog ein. Auch dieses Jahr wirken Schülerinnen und Schüler aller Schularten unter der organisatorischen Leitung von Bilal Chaudhry und Marina Ehrenreich an der Gestaltung des Abends mit.
Circa 70 Teilnehmende der Schüler- und Lehrerschaft versammeln sich um 18:30 Uhr in der geschmückten Aula der Mathilde-Planck-Schule zum finalen Countdown. Um 18:42 Uhr geht es endlich los: Nach islamischer Tradition werden mit dem Sonnenuntergang die Dattelpäckchen geöffnet und eine ungerade Anzahl an Datteln mit einem Schluck Wasser verspeist. Anschließend steht das gemeinsame Abendessen auf dem Programm: Internationale Köstlichkeiten von Baklava über Okra-Masala bis hin zu gefüllten Weinblättern und Maisbrot mit Tzatziki hat die Schülerschaft für das leibliche Wohl alles bereitgestellt, was zu einem traditionellen Festmahl im Familienkreis dazugehört. Denn wie Georg Reinelt, Theologe und Lehrer für katholische Religionslehre an der Robert-Franck-Schule, später bemerkt, gehört zu einem interkulturellen Dialog nicht nur das Gespräch: Auch die gemeinschaftliche Vorbereitung, das Beisammensitzen und das Abendessen im Kreise vertrauter Menschen sind elementar.
Achtsam moderiert Schülersprecher Leonardo Tabusso die anschließende Podiumsdiskussion zwischen den beiden Vertretern der Religionen, deren Fastenzeiten dieses Jahr nahezu in den gleichen Zeitraum fallen. Devran Dogan, Pädagoge und Soziologe, betont, dass es eine Bereicherung sei, sich für andere Kulturen und Religionen zu öffnen. Der Islam und das Christentum hätten einige Gemeinsamkeiten, die in der Fastenzeit besonders deutlich würden: Es ginge um Verzicht, im materiellen wie im immateriellen Sinne. Das könne auch bedeuten, Schimpfwörter aus dem eigenen Sprachgebrauch zu verbannen, die sozialen Medien beiseitezulegen oder sich als Gruppe zum gemeinsamen kalten Duschen zu treffen, bemerkt Georg Reinelt
Beide rufen dazu auf, das eigene Handeln zu überdenken, Mitgefühl gegenüber dem eigenen Umfeld zu zeigen und dankbar zu sein für das eigene Leben. Die Möglichkeit hierzu bietet sich im Rahmen einer Spendenaktion an das Kinder- und Jugend-Hospiz in Stuttgart, das die SMV im Januar dieses Jahres besucht hatte. Auch Hannah Gans, Lehrerin für katholische Religionslehre, liefert kreative Impulse zum religionsübergreifenden Fasten: Hier wird beispielsweise dazu angeregt, eine Woche lang auf das „sich Ärgern“ zu verzichten oder wieder einmal Kleidung auszumisten.
Antworten auf die abschließende Frage, warum es die Religionen trotz der vielen Gemeinsamkeiten nicht schaffen würden, in Frieden koexistieren zu können, liefern die Schülerinnen und Schüler. Am Ende sind sich alle einig: Man solle das Schubladendenken ablegen und Extreme nicht unterstützen, um Brücken zu bauen in der Gesellschaft. Yunus Emre Türkmen, Schülersprecher und Hauptorganisator des Fests der Vielfalt, schließt die Veranstaltung mit einer Danksagung an alle Teilnehmenden: Vorurteile abzubauen und ein Zeichen für die Gemeinschaft zu setzen, gelinge genau durch solche Abende – ein lebendiges Beispiel dafür, dass Vielfalt die Stärke unserer Schule sei.