Die Robert-Franck-Schule ist Europaschule

Der Weiße Saal im Stuttgarter Neuen Schloss ist vielleicht die beste gute Stube des Landes. Dass die Verleihung des Titels „Europaschule Baden-Württemberg“ hier stattfindet, zeigt, welchen Stellenwert die Landesregierung der Einführung des Projektes „Europaschule Baden-Württemberg“ beimisst.

Fünfzig Schulen aus allen Regionen des Landes sind nach Stuttgart geladen, um aus der Hand von Kultusministerin Theresa Schopper die blaue Plakette mit dem europäischen Sternenkranz entgegenzunehmen. Die Robert-Franck-Schule überzeugte die Jury mit einem durchdachten Projektplan und darf von nun an den illustren Titel „Europaschule“ tragen.

Die ausgezeichneten Schulen sollen Leuchttürme europäischer Werte und Ideen sein und sich in besonderem Maße deren Vermittlung verpflichten. Mit innovativen Ideen und Projekten sollen sie in ihrem Umfeld der Europabildung besonderen Schwung verleihen und regionale Wirkung entfalten. Ziel ist ein flächendeckendes Netzwerk, das durch regelmäßigen Austausch zwischen den Teilnehmerschulen und durch die Unterstützung des Kultusministeriums gefestigt und ausgebaut wird.

In ihrer Eröffnungsrede zitiert Ministerin Schopper einen der Gründerväter der EU, Robert Schuman: „Europäer wird man nicht durch Geburt, sondern durch Bildung.“ Also komme den Schulen eine besondere Verantwortung dabei zu, jungen Menschen das politische Projekt Europa nahezubringen. Eine keineswegs leichte Aufgabe, wie die Politikwissenschaftlerin Monika Oberle in ihrem Festvortrag anschaulich macht. Befragungen von Lehrerinnen und Lehrern zeigten, dass die ungeheure Komplexität des europäischen Politikapparats als größte Schwierigkeit bei der schulischen Vermittlung angesehen werde. Die Politikdidaktikerin Oberle entwickelt etwa Planspiele, in denen schon Grundschulkinder den europäischen Ministerrat nachstellen und selbst Mehrheitsentscheidungen erarbeiten können. Sie bricht eine Lanze für die intensive Fortbildung von Lehrkräften, die gerade beim Thema Europa dieser Tage vor neuen Herausforderungen stehen. Politische Bildung dürfe dabei ausdrücklich nicht neutral und meinungsfrei bleiben, sondern müsse sich klar zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung bekennen. Schülerinnen und Schüler sollten in der Schule lernen, sich zugleich kritisch und konstruktiv mit ihren europäischen Identitäten auseinanderzusetzen.

Drei Jahre haben die ausgezeichneten Schulen nun Zeit, ihre Aktionspläne umzusetzen und den Titel „Europaschule“ mit Leben zu füllen. Im und außerhalb des Unterrichts soll Europaarbeit kreativ und vielfältig Gestalt gewinnen. Manche Punkte im Aktionsplan der Robert-Franck-Schule sind bereits erprobt und für gut befunden, etwa die „Feier der Vielfalt“ oder der traditionelle Besuch der 13er-Klassen im Straßburger Europaparlament. Viele neue Ideen und Pläne werden das Profil der Europaschule aber zusätzlich schärfen: Aktionstage zur Demokratiebildung, veranstaltet in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung, „Couchgespräche“, um Schülerinnen und Schüler mit verschiedensten politischen Akteuren und Zeitzeugen zusammenzubringen, Besuche im Stuttgarter Landtag und in NS-Gedenkstätten, Sozialprojekte und manches mehr. Erklärtes Ziel der Steuerungsgruppe, geleitet von Elisa Frank und Melanie Weigelt, ist es, Schülerinnen und Schüler aller Schularten der Robert-Franck-Schule in das Projekt einzubeziehen und ihnen dabei verschiedenste Lernerfahrungen und Zugänge zu ermöglichen.

„Europa muss gelebt werden“, fordert Ministerin Schopper während des Festakts in Stuttgart. Ihr Referatsleiter versichert mit einem Augenzwinkern, die Unterstützung des Schulprojekts durch das Ministerium werde sich nicht darin erschöpfen, blaue Tassen mit dem Projektlogo zu bedrucken. Die sorgfältige Vorbereitung und die festliche Einführung des Projekts sprechen dafür. Seine praktische Umsetzung und die eigentliche Arbeit daran müssen aber letztlich die Europaschulen selbst leisten. Die Robert-Franck-Schule ist dafür gut aufgestellt.